Diagnostik, Beratung und Therapie folgender Behandlungsfelder:

Kinder und Jugendliche

Verzögerter Sprachbeginn/Late Talker

Als Late Talker («späte Sprecher») bezeichnet man Kinder zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr mit einer deutlich verlangsamten Sprachentwicklung. Dies betrifft ca. 10-20% der Kinder. Hierbei liegen keine organische Ursachen (z.B. Hörstörungen) vor.

Etwa die Hälfte aller Late Talker kann den Rückstand im Spracherwerb bis zu ihrem 3. Lebensjahr aufholen. Die verbleibenden Kinder weisen ein erhöhtes Risiko für Sprachauffälligkeiten bzw spezifische Sprachentwicklungsstörungen auf.

Ab dem dritten Lebensjahr spricht man von Late Bloomern («Spätblüher» / Aufholer). Das Aufholen des sprachlichen Rückstandes sollte genau beobachtet werden, um auch hier der möglichen Gefahr einer Sprachentwicklungsstörung rechtzeitig entgegenzuwirken.

Symptome:

Late Talker verfügen über einen unterdurchschnittlichen Wortschatzumfang:

  • Weniger als 50 aktiv gebrauchte Wörter im Alter von 24 Monaten
  • Weniger als 100 Worte im Alter von 36 Monaten
  • Keine Zweiwortäußerungen / Wortkombinationen

Sprachentwicklungsstörung

Als Sprachentwicklungsstörung bezeichnet man die nicht altersgemäße Sprachentwicklung eines Kindes. Dabei unterscheidet man:

Spezifische Sprachentwicklungsstörungen (SSES), auch primäre Sprachstörungen genannt, beziehen sich nur auf die sprachlichen Fähigkeiten. Alle anderen Fähigkeiten sind dagegen altersgemäß entwickelt.

 


Sprachentwicklungsstörungen (SES), auch sekundäre Sprachstörungen genannt, treten in Verbindung mit weiteren Entwicklungsstörungen auf, z.B. im Rahmen von genetischen Syndromen oder neurologischen Erkrankungen.

Symptome:

Die nachfolgend aufgeführten Symptome können bei Sprachentwicklungsstörungen je nach Ausprägung sowohl einzeln als auch kombiniert auftreten:

Phonetisch-phonologische Störungen (Störung der Artikulation)

Störungen der Aussprache

Phonetische Störung

Die Aussprache eines oder mehrerer Laute gelingt sprechmotorisch nicht störungsfrei (z.B. bei Problemen mit der Zungenmotorik): häufig wird der Laut /s/ nicht richtig gebildet, da die Zunge z.B. bei der Lautbildung zwischen den Zähnen liegt (Sigmatismus interdentalis) oder an die Zähne stößt (Sigmatismus addentalis). Diese Artikulationsstörung ist allgemein als «Lispeln» bekannt.
Der betroffene Laut kann isoliert nicht gebildet werden oder wird durch einen artikulatorisch einfacheren Laut ersetzt (z.B. «Tinderdaten» statt «Kindergarten» / «Bume» statt «Blume» / «Snecke» statt «Schnecke»)

Phonologische Störung

Die Aussprache eines Lautes gelingt im sprachlichen Kontext nicht störungsfrei
Der betroffene Laut kann isoliert gebildet werden, jedoch ist das Regelsystem, dass der Artikulation zugrunde liegt, gestört
Bedeutungsunterscheidende Merkmale von Sprachlauten fehlen, d.h. ähnlich klingende Laute (/k/, /t/) werden nicht voneinander differenziert (z.B. «Tanne» statt «Kanne», «Tate» statt «Tasse», «Nane» statt «Banane»)

 

Semantisch-lexikalische Störungen (Störung des Wortschatzes)

Die Wortschatzbildung (aktiv) sowie das Wortverständnis (passiv) sind nicht altersgerecht entwickelt

Syntaktisch-morphologische Störungen (Störung der Grammatikentwicklung, Dysgrammatismus)

Es liegt eine unvollständige oder fehlerhafte Anwendung der Grammatik vor. Das Kind hat Schwierigkeiten in der Artikelverwendung, Pluralbildung und Satzbildung.

Pragmatisch-kommunikative  Störungen  (Störung des Kommunikationsverhaltens)

Das Erzählen von erlebten Dingen und Situationen sowie die Wiedergabe / Beschreibung von Bildergeschichten ist nicht verständlich. Das Umfeld (Eltern, Geschwister, Freunde, etc.) kann nicht ohne weiteres nachvollziehen, was das Kind meint.
Der pragmatisch-kommunikative Bereich des Spracherwerbs umfasst die komplette Anwendung sprachlicher und nicht-sprachlicher Kenntnisse (Mimik / Gestik), d.h. die Kommunikation.

Rezeptive Störungen (Störung des Sprachverständnisses)

Wörter, Sätze oder kleine Aufträge werden nicht verstanden.
Reagiert ein Kind z.B. auffallend häufig unangemessen auf sprachliche Aufträge, kann dies auf Probleme beim Verstehen von Sprache hinweisen.

Ursachen:

Genetische / neurologische Faktoren (z.B. Syndrome, frühkindliche Hirnschädigung)
Organische / medizinische Faktoren (z.B. Hörstörungen)
Psychische Faktoren
Soziokulturelle Faktoren
Umweltbedingte Faktoren (z.B. Reizüberangebote)

Sprachentwicklungsstörung bei Mehrsprachigkeit
Mehrsprachigkeit bedeutet, dass neben der Muttersprache entweder simultan (zeitgleich) oder zeitlich versetzt, eine weitere Sprache (mehrere Sprachen) erlernt wird. Das Kind muss also die sprachtypischen Besonderheiten zweier oder mehrerer Sprachen nebeneinander erlernen. Dies kann zu Störungen im Spracherwerb führen.
Symptome
• Wortschatzdefizite
• Dysgrammatismus
• Sprachverständnisstörung
• Kind mischt die zu erlernenden Sprachen
• Reduzierte Sprechfreude
Ursachen
Neben den Ursachen, wie sie unter „Sprachentwicklungstörungen“ beschrieben sind, kann es zu Interferenzen zwischen den Sprachen kommen. Sind in der Muttersprache logopädisch relevante Auffälligkeiten und Verzögerung vorhanden, können die Defizite auch in der Zweitsprache auftreten.
Behandlung
Neben der Untersuchung der deutschen Sprache ist die Beurteilung der Muttersprache mittels der Beobachtungen und Aussagen der Eltern von enormer Wichtigkeit.
Die Therapie sollte sich auf alle Sprachen des Kindes beziehen. Die Therapie stützt sich neben den Übungen für die deutsche Sprache auf die intensive Mitarbeit der Eltern.

 

 

Kindliche Aussprachestörungen (Dyslalien)
Phonetische Störungen – Phonologische Störungen – Verbale Entwicklungsdyspraxie

Phonetische Störungen
Unter dem Begriff phonetische Störung versteht man den nicht altersentsprechenden Lauterwerb. Kinder mit phonetischen Störungen haben Schwierigkeiten bei der Artikulation von Lauten. Häufig behandlungsbedürftige Laute sind z. B.: /s/, /sch/, /r/, /g/, /k/. Hervorgerufen werden die phonetischen Störungen oft durch muskuläre Beeinträchtigungen im Bereich der Artikulationsorgane und/oder durch Hörbeeinträchtigungen.

Phonologische Störungen
Unter dem Begriff phonologische Störung versteht man die nicht altersentsprechende Verwendung von Lauten. Die Kinder können die Laute häufig sprechen oder auf Aufforderung nachahmen, setzen die Laute im Wort aber nicht oder nicht an der richtigen Stelle ein. Das kann unter Umständen viele Laute betreffen – die Kinder sind dann schlecht verständlich. Sie weisen so genannte phonologische Prozesse auf wie: Laut- oder Silbenauslassungen, Lautersetzungen oder Lautangleichungen. Eine mögliche Ursache kann eine Schwäche der zentralen Hörverarbeitung sein.

Verbale Entwicklungsdyspraxie (VED)
Die verbale Entwicklungsdyspraxie (VED) ist eine (meist schwere) Sprechstörung bei Kindern.
Aufgrund einer Störung der Sprechbewegungsplanung und –programmierung resultiert das Unvermögen oder die eingeschränkte Fähigkeit für eine geplante Äußerung die Artikulationsorgane willkürlich und kontrolliert einzusetzen.
Die Lautbildungsfehler sind sehr variabel, sodass sich kein systematisches Lautfehlbildungsprofil erstellen lässt. Die sequentielle Anordnung von Lauten und die erforderliche Bewegungsgeschwindigkeit bereiten große Probleme. Der Zustand ist inkonstant, daher können korrekte Sprechbewegungen gelingen .
Hinweise auf eine bestehende verbale Entwicklungsdyspraxie:
• Im Säuglingsalter kaum/wenig lallen und plappern
• Deutlich verspäteter Sprechbeginn
• Stagnation der Sprachentwicklung nach den ersten Wörtern
• Kaum Verwenden von Konsonanten (Vokalsprache)
• Schwer verständliche (bis unverständliche) Spontansprache
Häufig fallen Kinder mit einer verbalen Entwicklungsdyspraxie durch eine ausgeprägte Therapieresistenz auf!

 

Bei einer myofunktionellen Störung handelt es sich um eine Störung der Muskulatur im Mund-Gesichtsbereich. Betroffen sind die Bewegungs- und Koordinationsabläufe sowie das muskuläre Gleichgewicht aller am Schlucken beteiligten Strukturen (Wangen-, Lippen- und Zungenmuskulatur).
Folgende Symptome können im Rahmen einer funktionellen orofazialen Störung auftreten:
Inkompletter Mundschluss, Mundatmung, vermehrter Speichelfluss, sensorische und motorische Defizite der Zunge (eingeschränkte Zungenbeweglichkeit), unphysiologische Zungenruhelage, Vorverlagerung der Zunge beim Sprechen, bei insgesamt unausgeglichener Muskelbalance im Mund-, Gesichts-, und Halsbereich. Mögliche Folgen einer nicht behandelten funktionellen orofazialen Störung sind eine gestörte Kau-, Beiß- und Schluckentwicklung, undeutliche Aussprache, z. B. Fehlbildung der Zischlaute. Der permanente Zungenstoß gegen die Zähne beim Schlucken kann zu Zahn- und Kieferfehlstellungen führen.
Zu den Ursachen zählen unter anderem ein falsch erlerntes Schluckmuster, die Ernährung über die Flasche mit zu großem Saugerloch, eine unphysiologische Körper- und Kopfhaltung, wiederkehrende und anhaltende HNO-Erkrankungen, Mundatmung, eine unphysiologische Zahn- und Kieferstellung sowie ungünstige erworbene Gewohnheiten (Habits) wie Schnuller-/Daumenlutschen.

 

Zentral auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (auditive Wahrnehmungsstörung, AVWS)
Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) sind Störungen der Weiterverarbeitung gehörter Informationen. Dabei liegt weder eine Störung des Hörorgans selbst, noch eine Intelligenzminderung vor. Die Störungen betreffen den Hörnerv. Der Hörnerv leitet die Informationen an das Großhirn weiter, die dann dort weiter verarbeitet werden. Der Prozess der Weiterverarbeitung wird in auditive Teilfunktionen unterteilt, die in unterschiedlicher Art und Ausprägung betroffen sein können. Zu den auditiven Teilfunktionen gehören: Lokalisation (Richtung und Entfernung der Schallquelle), Diskrimination (Unterscheiden), Selektion (Herausfiltern) und Dichotisches Hören (beidohriges Hören).
Wenn Kinder Schwierigkeiten in der zentral auditiven Verarbeitung und Wahrnehmung haben, zeigen sich meist eine Reihe von Problemen im Kindergarten, in der Schule oder auch im häuslichen Umfeld.
Typische Beispiele dafür sind:
• Das Kind erweckt den Eindruck, als würde es nicht zuhören
• Mündliche Aufgaben und Aufforderungen werden nicht richtig verstanden
• Das Kind hat Probleme, sich Zahlen, Silben und Lautfolgen zu merken
• Schwierigkeiten bei Diktaten
• Es treten Schwierigkeiten beim Auswendiglernen auf
• Das Kind hat Aufmerksamkeitsprobleme aufgrund der erhöhten Konzentrationsleistung
• Das Kind wirkt im Unterricht unmotiviert und desinteressiert, da es den Informationen des Lehrers nur schwer folgen kann
Etwa 2-3% aller Kinder weisen Probleme mit der zentral-auditiven Verarbeitung auf. Jungen sind doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Häufig treten Auffälligkeiten in Zusammenhang mit Sprachstörungen auf. Oft werden sie erst im Verlauf einer Sprachentwicklungsstörung bemerkt.
Für die Diagnose der zentral- auditiven- Wahrnehmungsstörung ist eine ausführliche logopädische Diagnostik in Kombination mit spezifischen HNO Hörtest erforderlich. In enger Zusammenarbeit mit Frau Dr. Eva Wimmer bieten wir Ihnen das gesamte Spektrum dieser umfangreichen Diagnostik an und beraten Sie gerne interdisziplinär über die geeigneten Behandlungsmöglichkeiten

 

Kindliches Stottern
Man unterscheidet bei den Sprechunflüssigkeiten folgende Erscheinungsformen:
Entwicklungsbedingte Sprechunflüssigkeiten
Entwicklungsbedingte Sprechunflüssigkeiten gelten als ‹normal› und treten bei 80% der Kinder im Alter von 2 bis 5 Jahren auf. Sie entstehen durch die Eigenkorrekturen der Kinder, wenn sie die grammatischen Strukturen und Regeln der Sprache erlernen.
Dies äußert sich u.a. in:
• Ganzwortwiederholungen
• Satzteilwiederholungen
• Lockere, kurze Silbenwiederholungen oder Dehnungen
Entwicklungsbedingte Sprechunflüssigkeiten bilden sich im Unterschied zum Stottern nach relativ kurzer Zeit wieder von alleine zurück.
Stottern
Stottern im eigentlichen Sinne liegt erst dann vor, wenn über einen längeren Zeitraum verstärkte Sprechunflüssigkeiten (‹kritischer Übergang›) auftreten.
Diese zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:
• Vermehrte Sprechanstrengung mit Blockaden
• Dehnungen
• Wiederholungen von Silben und Lauten
• Vermeidung von bestimmten Wörtern, Lauten, Gesprächspartnern oder Sprechsituationen
• Krampfartige Mitbewegung eines oder mehrerer Körperteile beim Sprechen (z.B. Augen / Gesicht / Hände / Füße)
• Länger als 6 Monate anhaltende Sprechunflüssigkeiten
Das Vorliegen von entwicklungsbedingten Sprechunflüssigkeiten oder Stottern sollte aufgrund von fließenden Übergängen im Zweifel unbedingt durch eine fachlich fundierte Diagnostik abgeklärt werden.
Ursachen:
Die genaue Ursache für Stottern ist nicht eindeutig geklärt. Es gibt Hinweise, die bei Stotternden auf ein Defizit in der Sprechmotorik oder der Sprachverarbeitung im Gehirn hindeuten.
Weiter kann davon ausgegangen werden, dass eine Reihe von internen und externen Einflussfaktoren die Entwicklung des Stotterns begünstigen, auslösen und/oder stabilisieren können, wie:
• Genetische Faktoren
• Organische Faktoren
• Sprachliche Faktoren
• Emotionale Faktoren
• Umweltbedingte Faktoren

Sprachentwicklungsstörungen (SES) betreffen die Satzbildung (Grammatik), das Sprachverständnis, den Wortschatz und die Lautbildung. Häufig sind mehrere Bereiche gleichzeitig betroffen.

 

Rhinophonie (Näseln)
Rhinophonie (Näseln) Meint das Sprechen mit näselndem Stimmklang und ungenauer Artikulation mit funktionellen oder organischen Ursachen z.B. Lippen- Kiefer- Gaumen-Spalte oder durch Gaumensegel-Fehlfunktionen.
Hierbei wird zwischen Rhinophonie clausa, aperta und mixta unterschieden, dem offenen und geschlossenen Näseln und einer Mischform.
1. Offenes Näseln (Rhinophonia aperta):


Ein offenes Näseln liegt vor, wenn bei der Lautbildung zu viel Luft durch die Nase statt durch den Mund entweicht.
Dadurch klingen vor allem Vokale auffällig (gedämpft).
Das Gaumensegel ist beim Sprechen dafür verantwortlich, dass bei fast allen Lauten ( außer /l/, /m/, /n/ und /ng/) ein Verschluss zwischen Nasen- und Mundraum entsteht, sodass keine Luft durch die Nase entweichen kann.
Beim offenen Näseln strömt Luft durch die Nase, da aus unterschiedlichen Gründen kein vollständiger Verschluss zustande kommen kann. Dadurch verändern sich der Stimmklang und die Verständlichkeit der Sprache.

Ursachen:
• angeborene Fehlbildung des harten und / oder weichen Gaumens (z.B. Lippen- Kiefer- Gaumenspalten)
• Gaumensegellähmungen
• als Folge von Operationen, z.B. Entfernung der Rachenmandeln
• funktionell bedingt

2. Geschlossenes Näseln (Rhinophonia clausa):


In diesem Fall gelingt es nicht, den Abschluss von Nasen- und Rachenraum ausreichend zu lösen, sodass beim /l/, /m/, /n/ und /ng/ keine oder zu wenig Luft durch die Nase entweichen kann. Dies führt zu einer eingeschränkten Verständlichkeit.
Ursachen:
• Schnupfen
• vergrößerte Gaumen- und/ oder Rachenmandeln
• Tumore
• funktionell bedingt

3. Mischformen (Rhinophnia mixta):
Bei der gemischten Form des Näselns wird die Stimme der Betroffenen als hypernasal, gleichzeitig dumpf und farblos bei den Nasallauten beschrieben. Die Aussprache ist undeutlich und die nasalen Laute werden geschlossen genäselt.
Dies wird durch eine mangelnde Beweglichkeit des Gaumensegels (Velum palatinum) begünstigt. Diese Unbeweglichkeit führt zu Insuffizienzen in der Öffnung und Schließung des Nasopharynx, so dass die Luftsäule in diesem bei der Sprachproduktion generell mitschwingt. Mann kann sagen, es liegn eine Undurchgängigkeit der Nase und ein unvollkommener Gaumen-Rachen-Verschluss vor.
Usachen:
• raumverengende Veränderungen im Nasen-Rachenraum
• Hindernisse im Bereich des Gaumensegel-Rachen-Verschlusses

Lese-/Rechtschreibschwäche (Lese-/Rechtschreibstörung, LRS,Legasthenie, Dyslexie)
Eine Lese-/Rechtschreibschwäche (LRS) ist eine Entwicklungsstörung, bei der das Lesen und/oder Schreiben hinter dem Niveau gleichaltriger Kinder zurückbleibt.
Symptome:
• Langsames, stockendes Lesen
• Der Inhalt des Gelesenen wird nicht verstanden
• Leseunlust
• Verwechslung optisch ähnlicher Buchstaben wie «b»/«d», «p»/«q», «w»/«m»
• Vertauschung der Reihenfolge von Buchstaben (z.B. «klien» statt «klein», «Fentser» statt «Fenster»)
• Verwechslung von ähnlich klingenden Buchstaben wie /m/ und /n/
• Weglassen von Buchstaben und Silben (z.B. «kaufn» statt «kaufen»)
• Nichtbeachten von Wort- und Satzgrenzen (z.B. «Ichschaue» statt «Ich schaue»)
• Fehler im Bereich der Dehnung (z.B. «im» statt «ihm», «wonen» statt «wohnen»)
• Fehler im Bereich der Dopplung (z.B. z.B. «kom» statt «komm», «Tase» statt «Tasse»)
• Erschwertes Erlernen von Rechtschreibregeln
• Nichtbeachten von Groß- und Kleinschreibung
• Schreibunlust
Ursachen:
Die Ursache für eine LRS ist in der Regel als multifaktoriell anzunehmen.
• Genetische Faktoren (z.B. familiäre Disposition)
• Funktionelle / sensorische Faktoren (visuelle und/oder auditive Wahrnehmung und Verarbeitung)
• Soziokulturelle Faktoren
• Umweltbedingte Faktoren
Therapie:
• Förderung der visuellen/auditiven Wahrnehmung
• Förderung der Konzentration und Ausdauer
• Erhöhung der Lesekompetenz und Steigerung des Lesetempos
• Erlernen von Strategien zur korrekten Rechtschreibung
• Weckung der Lese- und Schreiblust
• Abbau von Schulängsten
• Aufklärung und Beratung von Eltern, Lehrern, Bezugspersonen

Erwachsene

Man unterscheidet funktionelle Dysphonien (aufgrund von falschem Stimmgebrauch) von organischen Dysphonien (Stimmlippenparese, Tumore, ect.).
Typische Symptome einer Dysphonie können sein:
• Heiserkeit
• rauer, brüchiger und behauchter Stimmklang
• schnelle Stimmermüdung
• Globusgefühl (Kloß im Hals, Engegefühl)
• Atemfehlfunktion
• Verspannungen im Nackenbereich
• Spannungskopfschmerzen
Behandlungsmöglichkeiten:
Eine gute Stimmtechnik führt zu einer klangvollen, belastbaren und ausdrucksstarken Stimme. Nach einer ausführlichen Diagnostik und Beratung wird mittels eines individuellen Therapieplanes Ihre stimmliche Leistungsfähigkeit optimiert.

 

Artikulationstörungen bei Erwachsenen
Die Entwicklung der Artikulation und der Aussprache verläuft innerhalb der kindlichen Sprachentwicklung und ist normalerweise mit dem Eintritt in die Schule abgeschlossen. Gelegentlich kommt es aber zu Sprachfehlern oder Artikulationsstörungen, die bis ins Erwachsenenalter fortbestehen können.
Sprachfehler bei Zischlauten
Der wohl häufigste Sprachfehler im Erwachsenenalter ist das Lispeln. Bei dieser Artikulationsstörung kommt es zu einer Fehlbildung der Zischlaute /s/, /ch/ oder /sch/. In der Regel führt dabei eine Fehlstellung der Artikulationsorgane, z.B. Zunge zu einem frequenzveränderten Zischlaut, der dann als Lispeln wahrgenommen wird.
Undeutliche Aussprache
Nicht selten zeigt sich in einer Auspracheprüfung eine regelrechte Artikulation der einzelnen Laute bei gleichzeitig eingeschränkter Verständlichkeit. Bei genauerer Analyse der Spontansprache erkennt man dann häufig, dass eine insgesamt undeutliche und unpräzise Artikulation vorliegt, die die Verständlichkeit einschränkt. Dabei werden Laute und Endsilben verschluckt und es kommt zu vielen Versprechern.
Zu schnelles Sprechtempo
Das schnelle Sprechtempo ist kein Sprachfehler im klassischen Sinn, kann sich aber sehr ungünstig auf das Sprechen auswirken. Die wenigsten unausgebildeten Sprecher sind in der Lage, ihr Sprechtempo zu beeinflussen, obwohl dies natürlich möglich ist. Besonders bei Nervosität führt dies zu einer ungewollten Erhöhung des Sprechtempos mit negativen Auswirkungen auf die Artikulationsgenauigkeit und Verständlichkeit der Spontansprache.

Behandlung:
Bei allen sprechtechnisch bedingten Sprachfehlern lassen sich durch eine logopädische Therapie deutliche Verbesserungen erzielen. Je nach individuellem Bedarf werden dabei folgenden Ziele erarbeitet:
• Deutliche Artikulation
• Behandlung von Artikulationsfehlern
• Kontrolle des Sprechtempos
Störung der Mundmotorik

 

Stottern
Stottern ist eine Störung des Redeflusses oder des Sprechablaufs.
Symptome:
Das Stottern ist situativ unterschiedlich stark ausgeprägt und weist eine Vielzahl von individuellen Erscheinungsformen auf:
Primärsymptome
• Wiederholungen von Lauten und Silben («Ba-ba-ba-banane»)
• Dehnungen von Sprechbewegungen («Baaaaanane»)
• Blockierungen (Blocks) von Sprechbewegungen («B—–banane»)
Sekundärsymptome
• Emotionale Ebene: psychische Anspannung / Sprechangst
• Soziale Ebene: Vermeidung von Sprechsituationen / Abbruch des Blickkontaktes
• Sprechtechnische Ebene: Veränderungen der Sprechweise / veränderte Sprechatmung
• Sprachliche Ebene: Vermeidung problematischer Wörter / Satzumstellungen
• Motorische Ebene: physische Anspannung / mimische und ganzkörperliche Mitbewegungen
• Vegetative Ebene: Schweißausbruch / Erröten
Ursachen:
Die genaue Ursache für Stottern ist noch nicht eindeutig geklärt. In neueren Untersuchungen gibt es Hinweise, die bei Stotternden auf ein Defizit in der Sprechmotorik oder der Sprachverarbeitung im Gehirn hindeuten.
Weiter kann davon ausgegangen werden, dass eine Reihe von internen und externen Einflussfaktoren die Entwicklung des Stotterns begünstigen, auslösen und/oder stabilisieren können, wie:
• Genetische Faktoren
• Organische Faktoren
• Sprachliche Faktoren
• Emotionale Faktoren
• Umweltbedingte Faktoren

Aphasie
Eine Aphasie ist eine erworbene Sprachstörung, die in Folge einer Hirnschädigung auftreten kann. Dabei können diverse Bereiche des Sprachsystems (Sprechen, Verstehen, Schreiben und Lesen) unterschiedlich stark betroffen sein. Des Weiteren können durch die oben genannte Hirnschädigung auch körperliche Beeinträchtigung entstehen, die bei der logopädischen Arbeit berücksichtig werden müssen.

Dysarthrie
Eine Dysarthrie bezeichnet eine neurogene Störung des Sprechens durch eine Beschädigung des zentralen und peripheren Nervensystems. Beeinträchtigt sind die Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen. Dabei können alle Muskelgruppen betroffen sein, die man beim Sprechen gebraucht: Atemmuskulatur, Kehlkopfmuskulatur, Zungenmuskulatur, Gesichtsmuskulatur etc.

Sprechapraxie
Die Sprechapraxie betrifft die Programmierung der zeitlichen und örtlichen Koordination von Sprechbewegungsabläufen.
Sprechapraxie definiert das Problem nach einem neurologischen Ereignis gezielte Sprechbewegungen zu initiieren und zu kontrollieren. Laute werden ausgelassen, hinzugefügt, oder durch andere ersetzt ( z. Bsp. Pera… Tepara… Teta…Tepari für das Wort Therapie). Viele Sprechapraktiker leiden an einer ausgeprägten Sprechanstrengung in Kombination mit Suchbewegungen. Beispielsweise suchen Mund, Kiefer und Zunge nach dem korrekten Bewegungsmuster.

Dysphagie
Bei einer Dysphagie handelt es sich um eine Schluckstörung, die durch unterschiedliche Erkrankungen ausgelöst werden kann. Die bekanntesten Ursachen sind die Erkrankung des Nervensystems wie der Schlaganfall, neurodegenerative Krankheiten wie Morbus Parkinson, ALS oder MS sowie traumatische Ursachen, zum Beispiel Zungenverletzungen oder Verätzung der Schleimhäute und Tumore. Dabei kann der Schluckprozess in unterschiedlichen Phasen gestört sein. Es können Schwierigkeiten mit verschiedenen Konsistenten von Lebensmitteln (flüssig, breiig oder fest) auftreten. Häufig kommt es bei einer Schluckstörung zum „Verschlucken“, was eine gravierende Beeinträchtigung der Lebensqualität der Betroffenen bedeutet und darüber hinaus eine lebensbedrohliche Lungenentzündung (Pneumonie) nach sich ziehen kann.